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Hoffnungsbrief Nr. 32

Eingang: 29.10.2020, Veröffentlicht: 30.10.2020

Hoffnungsbrief Nr. 32
Liebe Gemeinde,

wer wünscht sich das nicht, der einmal fremd hierhergekommen ist, sich integriert hat und bleiben will, dass er einmal anerkannt wird und allen anderen gleichgestellt?
Was im deutschen Staatsbürgerrecht noch gar nicht so lange möglich ist, ist im Christentum, sofern es sich an der Bibel orientiert, selbstverständlich. Die frühen Christengemeinden entstanden aus der jüdischen Gemeinde, bis sich das Judentum von den Christen trennte. Die Heidenchristen hatten in den ersten Gemeinden nur so etwas wie einen Gaststatus, denn sie waren ja keine geborenen Juden, sondern eben aus dem Heidentum zum Glauben an den einen Gott gekommen. Der Epheserbrief stammt aus dem Schülerkreis des Apostels Paulus, steht also in paulinischer Tradition und stellt fest: Judenchristen sind bei Gott genauso geliebt wie die Heidenchristen. Nicht die Herkunft entscheidet, sondern der Glaube und das Leben gemäß dem Glauben. Das ist Gleichberechtigung, die sich nicht an der Herkunft, an der Vergangenheit orientiert, sondern die gemeinsame Zukunft im Blick hat. Jede Gemeinschaft ist gut beraten, solche Gleichberechtigung nicht nur anzuerkennen, sondern tatsächlich zu verwirklichen . Das gilt auch für die Ökumene. Kirche sind wir alle und nicht bloß eine.
Die beiden großen Kirchen haben zwei sehr wichtige Feiertage nacheinander, erst das ev. Reformationsfest, danach den Allerheiligentag, an dem die kath. Mitchristen Lichter auf den Gräbern ihrer Verstorbenen aufstellen. Wenig bekannt ist, dass Allerheiligen auch im ev. Festkalender existiert. In Capellenhagen ist das sogar ein sehr wichtiger Feiertag, weil das erste Gotteshaus im Mittelalter an einem Allerheiligentag eingeweiht worden ist.
Wie ist das evangelisch zu verstehen: Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen zu sein? Die Heiligen sind in der Bibel und in unserer Kirche keine besonderen Leute, sondern wir alle, die an Christus glauben. Gottes Haus, unsere Kirche oder Kapelle, ist für die Gemeinschaft Gottes und seiner Gläubigen da. Darum steht sie für jeden offen, darum gilt auch das Wort Gottes ebenso wie das Abendmahl allen, denn wir alle waren ursprünglich dem Glauben fremd und sind durch die Taufe aufgenommen. Keiner hat also ältere Rechte, sondern jeder Christ ist in einem Gotteshaus willkommen.
Keiner bleibt ausgeschlossen, keiner soll sich immer fremd fühlen. Das ist in einer Gesellschaft, in der verschiedene Kirchen, verschiedene Religionen und verschiedene Ansichten existieren, immer noch etwas Besonderes. Das gilt auch in dieser besonderen Corona-Zeit. Auch wenn dann Türen und Fenster geöffnet werden, damit viele hereinkommen können und die Luft gut genug ist. Notfalls werden wir auch draußen Andachten feiern, wenn die Kirche nicht reicht oder zu eng wird. Alles dem Nächsten zuliebe. Dann gibt es auch keine Stammplätze mehr, sondern alle sind wirklich gleichberechtigt.
Ihr seid nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. Dies überall zu verwirklichen und aus diesem Geist zu leben, kann in der Ökumene und auch über die Christenheit hinaus ein notwendiges Zeichen setzen. Wir können einander gerade in diesen Zeiten so näherkommen, dass wir nicht einander fremd bleiben, sondern trotz aller Unterschiede besser akzeptieren können.
Das wünscht Ihnen von Herzen

Ihr Pastor Cornelius Meisiek

PS. Bis bald im Gottesdienst, z. B. Sonntag um 18 Uhr in Capellenhagen
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